056.3 Lektion 1
Zertifikat: |
Open Source Essentials |
---|---|
Version: |
1.0 |
Thema: |
056 Zusammenarbeit und Kommunikation |
Lernziel: |
056.3 Werkzeuge für Zusammenarbeit und Kommunikation |
Lektion: |
1 von 1 |
Einführung
Viele Open-Source-Projekte haben aktive Teilnehmer auf der ganzen Welt. Die Zusammenarbeit findet meist “virtuell” statt, und die Beteiligten sind oft über Länder, Kontinente und Zeitzonen verteilt. Außerdem haben sie in der Regel verschiedene Muttersprachen. Kurz gesagt: Egal wo Sie sich auf der Welt befinden oder welche Sprache Sie sprechen, Sie können zu einem Open-Source-Projekt beitragen!
Diese Vielfalt macht die Mitwirkung an einem Open-Source-Projekt überaus interessant, da man seinen Horizont erweitern und viel lernen kann; gleichzeitig können die Herausforderungen in Sachen Kommunikation und Koordination beträchtlich sein. Gute und schnelle Kommunikation ist der Schlüssel zum Erfolg und zur Nachhaltigkeit eines jeden Open-Source-Projekts, und um diese zu gewährleisten, haben Open-Source-Projekte entsprechende Strukturen geschaffen und nutzen eine Vielzahl von Werkzeugen, die die Zusammenarbeit effizienter machen.
Eine weitere Herausforderung besteht darin, dass Open-Source-Projekte, die oft von Freiwilligen betrieben werden, mit einer gewissen Fluktuation in der Beteiligung konfrontiert sind. Das Leben und die Hobbys der Beteiligten verändern sich — manche verlieren vielleicht das Interesse oder haben einfach keine Zeit mehr. Vielleicht tragen sie jahrelang zu einem Open-Source-Projekt bei, aber wenn sie den Job wechseln, heiraten oder Kinder großziehen, reicht einfach nicht mehr die Zeit für ehrenamtliches Engagement.
Daher sollten Open-Source-Projekte neben der Bereitstellung effizienter Kommunikationsmittel auch die Dokumentation und Weitergabe von Wissen sicherstellen, damit das Rad nicht immer wieder neu erfunden werden muss. Die Abrufbarkeit von Informationen hilft den Mitwirkenden, aus den vergangenen Fehlern anderer zu lernen und dieselben Fehler zu vermeiden.
In dieser Lektion geht es um gängige Werkzeuge der Zusammenarbeit in einem Open-Source-Projekt und wie Sie in einer internationalen Community kommunizieren. Es gibt für jeden einen einfachen Weg, seinen ersten Beitrag zu leisten!
Als Beispiel für Kommunikation und Informationsaustausch sehen wir uns LibreOffice an, eine Open Source Office Suite, die in mehr als hundert Sprachen verfügbar ist. Die Benutzer sind gelegentliche Privatanwender ebenso wie große Verwaltungen und Unternehmen. Entsprechend groß ist die Zahl der Mitwirkenden — nicht nur in der Entwicklung, sondern auch bei Lokalisierung, Dokumentation, Marketing, Qualitätssicherung, Infrastruktur, Grafik- und UX-Design und vieles mehr.
Mit anderen Worten: Bei LibreOffice, wie auch bei vielen anderen Open-Source-Projekten, können Sie Ihre Fähigkeiten und Talente in dem Bereich einbringen, in dem Sie sich wohlfühlen. Sie müssen nicht unbedingt technisch geschult oder gar professioneller Entwickler sein — ebenso gut können Sie Ihre Kreativität, Ihr künstlerisches Talent oder Ihre Sprachkenntnisse einbringen. Das Projekt hat eine Website, die die verschiedenen Bereiche für Beiträge dargestellt: https://whatcanidoforlibreoffice.org. LibreOffice ist daher ein gutes Besipiel für die vielen Aspekte der Zusammenarbeit in einer Community.
Kommunikationswege
Bevor es um Details der Kommunikationsmittel geht, ist es wichtig zu verstehen, wie Kommunikation im Allgemeinen funktioniert, da diese Überlegungen die Wahl der Mittel bestimmen.
In Open-Source-Projekten gibt es zwei Arten der Kommunikation: Bei der synchronen Kommunikation tauschen sich Menschen gleichzeitig aus. Beispiele sind natürlich persönliche Gespräche, aber auch Videokonferenzen oder Telefonate. Bei der asynchronen Kommunikation werden Nachrichten zeitlich versetzt ausgetauscht. Beispiele sind E-Mail und SMS, aber auch ein Postbrief oder ein Telefax.
Diese Unterscheidung ist jedoch nicht immer leicht zu treffen: Eine Messenger-Anwendung auf einem Mobiltelefon (WhatsApp, Telegram, Signal oder Element) ist technisch gesehen eine asynchrone Kommunikation. Wenn jedoch beide Gesprächspartner zur gleichen Zeit online sind und sofort antworten, gehen sie ein direktes Gespräch ein.
Das Beispiel zeigt, dass ein Teil der Kommunikation auch davon abhängt, wie die Mitwirkenden ihre Werkzeuge nutzen und welche Erwartungen sie haben. Jede Aufgabe kann einen anderen Satz von Kommunikationswerkzeugen erfordern. Die folgenden Abschnitte befassen sich damit im Detail.
Synchrone Kommunikation
Synchrone Kommunikation ist ebenso effektiv wie anspruchsvoll und findet zu einem bestimmten Zeitpunkt im gleichen physischen oder virtuellen Raum statt.
Ein direktes Treffen ist ideal, um Fragen interaktiv zu klären, anstatt lange E-Mail-Nachrichten auszutauschen, die das Risiko von Missverständnissen mit sich bringen. Stellen Sie sich vor, Sie wollen mehr über ein Open-Source-Projekt erfahren und die Mitglieder der Community kennenlernen; E-Mail-Nachrichten und Websites können bei der Einführung helfen und haben niedrigere Einstiegshürden, aber ein nachhaltiger erster Eindruck entsteht, wenn Sie mit jemandem persönlich sprechen. Es sind nicht zuletzt diese direkten Interaktionen, die an einem Open-Source-Projekt faszinieren und dazu motivieren, selbst etwas beizutragen.
Neben dem gegenseitigen Kennenlernen eignen sich synchrone Treffen insbesondere auch bei Konflikten oder Problemen — oder wenn man negative Nachrichten überbringen muss.
Aber natürlich sind internationale Projekte mit einer Herausforderung konfrontiert, die keine Technologie überwinden kann: Zeitzonen. Bei Mitwirkenden auf verschiedenen Kontinenten ist es schwierig, Zeitfenster für Besprechungen zu finden, die allen passen. In Australien wacht vielleicht gerade jemand auf, wenn jemand in Europa kurz davor ist, Feierabend zu machen. Eine weitere Herausforderung besteht darin, dass manche Beiträger nur nachts oder am Wochenende Zeit finden, während andere die Bürozeiten an Werktagen bevorzugen.
Hinzu kommt, dass nicht jeder fließend Englisch spricht — und noch gibt es keine allgemein zugänglichen und verlässlichen Werkzeuge zum Simultandolmetschen.
Dennoch sind Videokonferenzen eines der häufigsten Kommunikationsmittel in Open-Source-Projekten. Das LibreOffice-Projekt führt regelmäßig Online Meetings für seine Community durch, beispielsweise für Entwickliung, Marketing, Infrastruktur, Qualitätssicherung, Benutzererfahrung und Design.
Asynchrone Kommunikation
Über asynchrone Kommunikation beteiligt man sich an einer Diskussion zu einem Zeitpunkt und in einer Geschwindigkeit, die einem selbst angemessen scheint. Bekanntestes Beispiel ist wahrscheinlich E-Mail: Sie antworten auf eine Nachricht, wann immer Sie es für angemessen halten — sei es in der nächsten Minute oder am nächsten Tag.
Asynchrone Kommunikation erfolgt meist schriftlich, was auch eine maschinelle Übersetzung erlaubt. So können Sie Nachrichten in einer Fremdsprache lesen und verstehen und sogar Ihre Antwort rückübersetzen.
Niedergeschriebene Inhalte sind auch leichter zu behalten oder in Dokumentation zu überführen. Einem Benutzer am Telefon die Funktion einer Software zu erklären ist deutlich schwieriger, als die Erklärungen in einem Support-Dokument aufzubereiten.
Interne und externe Kommunikation
Nicht zuletzt hängt Kommunikation auch davon ab, ob es sich um interne oder externe Empfänger handelt. Sie werden eine interne Notiz an die Systemadministratoren anders verfassen als eine Pressemitteilung für Hunderte Journalisten. Bedenken Sie jedoch, dass aufgrund der Natur eines Open-Source-Projekts Kommunikation, die ursprünglich vielleicht nicht explizit für die Öffentlichkeit bestimmt war, öffentlich werden kann, beispielsweise in den Archiven von Mailinglisten (im Fall von LibreOffice ist es https://listarchives.documentfoundation.org/).
Kommunikationswerkzeuge
Vor dem Hintergrund der genannten allgemeinen Aspekte von Kommunikation geht es in den folgenden Abschnitten um verschiedene Werkzeuge, die dazu in einem Open-Source-Projekt üblicherweise zum Einsatz kommen.
E-Mail, Mailinglisten und Newsletter
Eines der ersten Tools, das Sie in der Kommunikation mit einem Open-Source-Projekt nutzen werden, ist die “klassische” E-Mail. Viele Projekte betreiben Mailinglisten, die im Wesentlichen Verteilerlisten für E-Mails sind: Mit einer E-Mail-Nachricht erreichen Sie hunderte oder sogar tausende von Abonnenten, die an bestimmten Themen interessiert sind.
Mailinglisten gehören zu den ältesten Tools von Open-Source-Projekten und dienen sowohl der projektinternen Koordination als auch der Interaktion mit den Benutzern. Wenn Sie eine Frage zur Software haben oder einen Fehler im Programm melden wollen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es dafür eine Mailingliste gibt. Die LibreOffice-Community beispielsweise bietet eine Vielzahl internationaler und lokaler Mailinglisten für verschiedene Themen an (https://www.libreoffice.org/get-help/mailing-lists/), von der Benutzerunterstützung über Diskussionen mit den Entwicklern bis hin zur Koordination der Infrastruktur (LibreOffice Webseite für Mailinglisten).

Jede gesendete Nachricht wird in der Regel auch in einem öffentlichen Mailinglisten-Archiv gespeichert. Einmal versendet, kann eine Nachricht nicht mehr ohne weiteres gelöscht werden — gemäß der gängigen Redewendung: “Das Internet vergisst nichts.” Man sollte mit seinen Nachrichten darum durchaus vorsichtig sein. Vermeiden Sie beispielsweise die Angabe Ihrer privaten Adresse oder Telefonnummer in der Signatur oder den Versand vertraulicher Dokumente im Anhang.
Ein Nachteil von Mailinglisten ist, dass die Verwaltung in einem Mailprogramm nicht immer einfach ist. Sogenannte Filter, die auf bestimmten Elementen der Nachricht basieren (etwa einem Präfix in der Betreffzeile) helfen dabei. Die Feinheiten im Umgang mit einer großen Menge von E-Mails können für unerfahrene Benutzer schwierig sein. Daher gehen immer mehr Projekte zu Diskussionsforen über — davon später mehr.
Eine besondere Form der Mailingliste ist der Newsletter. Wenn Sie über die neuesten Projektentwicklungen auf dem Laufenden bleiben und über neue Softwareversionen informiert werden möchten, abonnieren Sie den Newsletter und erhalten eine E-Mail-Nachricht, wenn etwas Wichtiges passiert.
Diskussionsforen
Abgesehen von dem Aufwand, den die Verwaltung von Mailinglisten in einem E-Mail-Programm erfordert, setzen vor allem jüngere Menschen immer weniger auf E-Mail als Kommunikationsmittel. Auch darum verlagern immer mehr Open-Source-Projekte ihre Kommunikation in Diskussionsforen. Die Grundidee ist mit E-Mail durchaus vergleichbar: Jedes Forum hat verschiedene Kategorien/Themen, in denen man sich austauscht, sogenannte Threads. Ähnlich wie bei E-Mail kann man in einem Forum mit dem Open-Source-Projekt in Kontakt treten und Aktivitäten koordinieren, Vorschläge für die Richtung des Projekts machen und als Benutzer Fehler melden.
Alles, was in einem Forum gepostet wird, ist in der Regel öffentlich sichtbar, genau wie in einer Mailingliste; aber anders als dort lassen sich Inhalte je nach Konfiguration des Forums auch nachträglich bearbeiten oder löschen. Die Benutzerfreundlichkeit von Foren ist, besonders für Einteiger, oft höher als die von Mailinglisten. Das LibreOffice-Projekt hat damit begonnen, einige seiner Mailinglisten in Foren umzuwandeln (https://community.documentfoundation.org/) und konnte seitdem eine steigende Beteiligung an den Diskussionen verzeichnen.

Instant Messages und Chat-Plattformen
Ein weiterer Weg, mit einer Open Source Community in Kontakt zu treten, sind Instant Messages (Sofortnachrichten) und Chat-Plattformen. Mit dem Aufkommen von Tools wie WhatsApp, Telegram, Signal oder Matrix hat fast jeder bereits eine dieser populären Anwendungen auf seinen Geräten installiert, was die Einstiegshürde deutlich niedriger macht. Sofortnachrichten sind auch bei jüngeren Leuten sehr viel beliebter als E-Mail oder Foren. Es überrascht daher nicht, dass viele Open-Source-Projekte diese heutzutage einsetzen.
Chat-Teilnehmer geben Nachrichten ein, die ähnlich wie E-Mails an alle anderen Teilnehmer gesendet werden. Je nach Chat-Plattform lässt sich eine Nachricht formatieren und mit Grafiken und Anhängen ergänzen.
Nachrichten-Apps sind ähnlich organisiert wie Foren oder E-Mail. Es stehen mehrere Gruppen oder Channel (Kanäle) zur Verfügung, an denen man sich je nach Interesse beteiligt. Nachrichten lassen sich in der Regel bearbeiten oder löschen; oft gibt es auch reine Ankündigungskanäle, deren Funktion der eines E-Mail-Newsletters entspricht.
Nachteil von Instant-Messenger-Apps ist, dass sie meist auf dem Mobiltelefon installiert sind, das auf jede neue Nachricht hinweist. Dies führt schnell zu einer Informationsflut bzw. “Alarmmüdigkeit”. Mit der richtigen Konfiguration sind diese Benachrichtigungen jedoch zu handhaben.
Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass viele Messenger-Apps proprietär und in den Händen eines einzigen Anbieters sind, was die langfristige Bewahrung von Wissen erschwert, wenn die Daten nicht frei zugänglich sind.
Stand-alone, föderale und zentralisierte Kommunikation
Open-Source-Projekte arbeiten offen, auf der Grundlage offener Standards und offener Werkzeuge. Daher ist es wichtig zu verstehen, wie diese Werkzeuge im Hinblick auf Interoperabilität konzipiert sind. Drei Kategorien sind dabei zu unterscheiden.
Eine stand-alone Plattform läuft isoliert für eine Community. Beispiele sind Foren oder Wikis, die in der Regel nicht mit Instanzen anderer Projekte verbunden sind.
Dezentrale oder föderale Systeme laufen separat für jede Community, können aber miteinander verbunden werden. Ein Beispiel ist E-Mail: ein lokaler E-Mail-Server kann E-Mails an jeden anderen E-Mail-Server in der Welt senden. Andere Beispiele sind Nextcloud und ownCloud, die Dateifreigaben mit anderen Servern “föderieren”, oder der Messenger-Dienst Element, über den man mit Benutzern anderer Server kommunizieren kann. Die gleichen Prinzipien gelten für das soziale Netzwerk Mastodon.
Sowohl stand-alone als auch verteilte Plattformen haben einen großen Vorteil: Das Open-Source-Projekt behält die volle Kontrolle über alle Inhalte und Funktionen. Das gesamte in einem solchen System gespeicherte Wissen bleibt in den Händen der Open Source Community und unterliegt nicht der Kontrolle durch Dritte.
Ein zentralisiertes System hingegen wird von einem Anbieter betrieben und interagiert nicht mit Dritten. Klassische Beispiele sind soziale Netzwerke wie Facebook oder Instagram oder Messenger-Apps wie WhatsApp oder Telegram. Alle Inhalte werden auf den Servern des externen Anbieters gespeichert und unterliegen dessen Geschäftsbedingungen.
Wenn Sie in einer Open Source Community aktiv sind, nutzen Sie wahrscheinlich alle drei Optionen. Zentralisierte Systeme eignen sich hervorragend, um viele Menschen zu erreichen, da sie oft beliebt sind und eine breite Benutzerbasis haben. Für die eigentliche Arbeit im Projekt ist jedoch ein föderales oder stand-alone System unter der Kontrolle der Community am besten geeignet.
Tools für die Zusammenarbeit
Die Unterscheidung zwischen Werkzeugen für die Kommunikation und solchen für die Zusammenarbeit ist nicht immer eindeutig. Allgemein machen Kommunikationswerkzeuge den Austausch zwischen den Teilnehmern an einem Projekt überhaupt erst möglich, während Tools für die Zusammenarbeit die gemeinsame, konkrete Arbeit unterstützen.
Geeignete Tools für die Zusammenarbeit dienen etwa der Speicherung von Dateien, der Bearbeitung von Dokumenten in Echtzeit, der Nachverfolgung von Dokument- und Softwareversionen und vielem mehr. Während E-Mail oder Foren als Allzweckspeicher dienen, machen spezialisierte Tools das Wissen leichter zugänglich und die Zusammenarbeit effektiver.
Mit anderen Worten, es handelt sich um spezialisierte Werkzeuge für bestimmte Aufgaben. Wenn Sie zu einem Open-Source-Projekt beitragen wollen, werden Sie diese rasch kennenlernen.
Wikis
Eines der ältesten und beliebtesten Werkzeuge der Zusammenarbeit ist das Wiki. Berühmt geworden vor allem durch Wikipedia, ermöglicht ein Wiki den Benutzern die gemeinsame Arbeit an einer Website, die aus mehreren Dokumenten oder “Artikeln” besteht. Sie können in verschiedenen Kategorien gruppiert und nach Sprache gefiltert werden und enthalten Formatierungen, Tabellen und Bilder.
Wikis dienen oft als Wissensdatenbank, zu der jeder beitragen kann. Wenn Sie Content für ein Open-Source-Projekt liefern möchten, ist die Teilnahme an dessen Wiki ein guter Einstieg. Sie können bestehende Inhalte übersetzen, Artikel bearbeiten und aktualisieren oder neue Inhalte erstellen. Im Wiki des LibreOffice-Projekts (https://wiki.documentfoundation.org) finden Sie Marketingmaterial, Protokolle von Vorstandssitzungen, Installationsanleitungen und Konferenzplanung, und das alles in zahlreichen Sprachen (LibreOffice Wiki).

Viele Open-Source-Projekte stellen ihre Dokumentation und das integrierte Hilfesystem ihres Programms auch in einem Wiki zur Verfügung. Zudem werden alte Versionen einer Seite (Revisionen) für künftige Referenzen archiviert.
Obwohl Wikis auch Projektdateien speichern können, gibt es bessere Werkzeuge für diesen Zweck, wie wir noch sehen werden.
Bug und Issue Tracker
Ein häufig genutztes Werkzeug in einem Open-Source-Projekt sind Bug Tracker, auch Issue Tracker genannt. Um ein Problem in der Software zu melden oder eine neue Funktion vorzuschlagen, könnten Sie eine E-Mail an das Projekt schicken — über einen Bug Tracker lassen sich jedoch alle erforderlichen Informationen und Schritte zur Reproduktion des Problems in strukturierter Form übermitteln, was es den Entwicklern deutlich einfacher macht. Ein solch strukturierter Bericht wird als Bug Report bezeichnet.
Außerdem gehen die Informationen nicht verloren, und das Projekt vergisst das Problem nicht; es kann es der richtigen Person zuordnen und sehen, wie viele Fehler bearbeitet oder behoben werden.
Das LibreOffice-Projekt bietet einen Bug Tracker, zu dem jeder beitragen kann (https://bugs.documentfoundation.org).

Helpdesks und Ticket-Systeme
Ein ähnliches Werkzeug ist ein Helpdesk oder Ticket-System, das weniger der Meldung von Softwareproblemen als der Unterstützung von Benutzern bei allen Arten von Problemen und Anfragen dient, beispielsweise zur Website des Projekts.
Der klassische Helpdesk ist eine Art Benutzer-Hotline: Der Benutzer meldet ein Problem, das in ein Ticket umgewandelt wird. Der Arbeitsablauf in einem Helpdesk-System dreht sich in der Regel um Prioritäten, Eskalationsstufen und Reaktionszeiten.
Nicht alle Open Source Communities bieten ein solches System an, aber viele kommerzielle Unternehmen haben eines. Für das LibreOffice-Projekt gibt es ein Ticket-System für die Infrastruktur, um Probleme mit Servern und Webdiensten zu melden.
Content Management System (CMS)
Ein weiteres wichtiges Tool für die Zusammenarbeit ist ein Content Management System (CMS). Wie der Name schon sagt, hilft es bei der Verwaltung von Inhalten, vor allem bei Websites. Wenn Sie zum Inhalt oder zur Gestaltung der Website eines Projekts beitragen wollen, sollten Sie sich mit dem CMS vertraut machen.
CMS helfen, ähnlich wie Wikis, Inhalte nach Kategorien und Sprachen zu strukturieren. Sie bieten oft einen WYSIWYG-Editor (“what you see is what you get”) und betten alles in ein passendes Template ein: Titel, Überschriften, Seitenlayout und Menüeinträge werden automatisch erstellt, so dass Sie sich ganz auf den Inhalt konzentrieren können. Außerdem verschwinden bei einer Umgestaltung der Seite die Inhalte nicht, sondern werden an das neue Template angepasst.
Document Management System (DMS)
Ein Document Management System (DMS) ist nicht zu verwechseln mit einem Content Management System: Während ein CMS dazu dient, Inhalte in einer definierten Vorlage darzustellen, etwa für die Präsentation einer Website, dient ein DMS der Verwaltung von Dokumenten wie Verträge, Rechnungen, Quittungen, E-Mails und allen anderen Arten von Korrespondenz.
Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass ein CMS häufig für die öffentliche Präsentation verwendet wird, während ein DMS interne Dokumente verwaltet, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind.
Als Beiträger zu einem Open-Source-Projekt werden Sie wahrscheinlich seltener mit einem DMS in Berührung kommen, da es oft für bestimmte Rollen wie die Buchhaltung oder die Rechtsabteilung reserviert ist.
Source Code Management (SCM)
Als Entwickler stößt man in einem Open-Source-Projekt bald auf eines der wichtigsten Tools: die Plattform für das Source Code Management. Was das Wiki für Autren von Dokumentation ist das SCM-System für Softwareentwickler bei der gemeinsamen Arbeit am Code.
Zu den älteren SCM-Systemen gehören CVS und Subversion; heute kommt meist Git zum Einsatz, auch im LibreOffice-Projekt (https://git.libreoffice.org/). Die Werkzeuge sind auf der Kommandozeile verfügbar, aber es gibt auch grafische Schnittstellen, die die Interaktion insbesondere Anfängern erleichtern.
Source Code Management Systeme verfolgen die Versionen jeder Datei, verwalten Änderungen und Bearbeitungen des Codes, zeichnen auf, wer welche Änderung vorgenommen hat, und bieten im Idealfall einen vollständigen Überblick über die Entwicklung der Software.
Entwickler können einen bestimmten Zustand der Software “auschecken”, lokal daran arbeiten — einen Fehler beheben oder eine neue Funktion implementieren — und dann beantragen, dass diese Änderung in die Hauptentwicklungslinie der Software über einen sogenannten Merge Request (oder auch Pull Request) eingefügt wird. Die Annahme des Merge Requests führt die Änderungen des Autors mit dem Hauptcode zusammen.
Es gibt zentralisierte Plattformen (GitHub und GitLab), die SCM mit Wikis, Bug Tracking und anderen Tools für die Zusammenarbeit integrieren.
Source Code Management Systeme sind nicht auf Programmcode beschränkt: An dieser Lektion wurde zum Beispiel gemeinschaftlich in einem Git-Repository gearbeitet!
Dokumentation
Der Schlüssel zum Erfolg eines jeden Open-Source-Projekts ist eine saubere Dokumentation, idealerweise in mehreren Sprachen. Das LibreOffice-Projekt bietet aktuelle Bücher, Richtlinien und Referenzkarten (https://documentation.libreoffice.org) für seine Software sowie individuelle Hilfeseiten zu bestimmten Funktionen (https://help.libreoffice.org).
Es gibt verschiedene Arten von Dokumentation, auf die wir in den folgenden Abschnitten eingehen.
Dokumentation für Benutzer
Allgemein bekannt ist in der Regel die Dokumentation für Benutzer, die erklärt, wie die Software zu verwenden ist. Wenn Sie eine Eigenschaft oder Funktion des Programms nicht kennen, ist die Dokumentation — die von einzelnen Hilfeseiten bis zum Buch reichen kann — die erste Anlaufstelle.
Die Dokumentationswebsite, auf der die Handhabung der Software erklärt wird, ist neben der Produktwebsite, die einen Überblick über die Software und ihre Community bietet, oft eine der meistbesuchten Websites eines Projekts.
Dokumentation für Administratoren
Für den Einsatz in größeren Umgebungen, etwa in einem Unternehmen, enthält die Dokumentation für Administratoren alle relevanten Informationen, beispielsweise für die Verbindung mit Benutzerdatenbanken und Dateispeichern, die zentrale Konfigurationsverwaltung und die Handhabung von Updates.
Dokumentation für Entwickler und Architekten
Eine weitere Kategorie von Dokumentation richtet sich an Entwickler und Softwarearchitekten. Wenn Sie einen Beitrag zum Code eines Projekts leisten möchten, informiert Sie diese Dokumentation über die Softwarearchitektur, die Kodierungsstandards sowie Werkzeuge und Arbeitsabläufe, die bei der Arbeit an der Software zum Einsatz kommen.
Das LibreOffice-Projekt hat in seinem Wiki einen Leitfaden für Entwickler veröffentlicht, der Interessierten hilft, der Community beizutreten (https://wiki.documentfoundation.org/Documentation/DevGuide).
Geführte Übungen
-
Warum müssen sich gerade Open-Source-Projekte um geeignete Werkzeuge für Kommunikation und Zusammenarbeit kümmern?
-
Nennen Sie je ein Beispiel für synchrone und asynchrone Kommunikation.
-
Was ist ein Nachteil von Messenger-Apps und wie kann er vermieden werden?
-
Nennen Sie zwei Funktionen eines Wiki.
-
Was ist der Unterschied zwischen einem Bug Tracker und einem Helpdesk-System?
-
Was ist der Unterschied zwischen einem Content Management System und einem Document Management System?
-
Welchen Vorteil haben stand-alone oder föderale Systeme gegenüber zentralisierten Systemen?
Offene Übungen
-
Was ist einer der Hauptunterschiede zwischen einem lokalen Sportverein und einem internationalen Open-Source-Projekt?
-
Warum kann die Mitarbeit an einem Open-Source-Projekt besonders lohnend sein?
-
Welche Software setzt das Ubuntu-Projekt für das Bug Tracking ein?
-
Wie lautet der Name der Website für die Linux-Kernel-Mailinglisten?
Zusammenfassung
In dieser Lektion haben Sie eine Reihe von Werkzeugen kennengelernt, die für Kommunikation und Zusammenarbeit in einem Open-Source-Projekt eingesetzt werden. Sie haben den Unterschied zwischen synchroner und asynchroner Kommunikation sowie zwischen dezentralen, zentralen und stand-alone Lösungen kennengelernt. Sie haben auch erfahren, warum bestimmte Werkzeuge für bestimmte Aufgaben hilfreich sind und die Mitarbeit an einem Open-Source-Projekt erleichtern.
Antworten zu den geführten Übungen
-
Warum müssen sich gerade Open-Source-Projekte um geeignete Werkzeuge für Kommunikation und Zusammenarbeit kümmern?
Die Zusammenarbeit in einer weltweit verteilten Gruppe bringt eine Reihe von Herausforderungen mit sich, die mit geeigneten Instrumenten zu bewältigen sind. Zudem bleiben die Freiwilligen vielleicht nicht ewig, so dass der Erhalt und die Weitergabe von Wissen ein weiterer wichtiger Aspekt beim Einsatz von Kommunikations- und Kollaborationswerkzeugen ist. Wenn Beiträge leicht einzubringen sind, trägt dies zur Nachhaltigkeit eines Projekts bei.
-
Nennen Sie je ein Beispiel für synchrone und asynchrone Kommunikation.
Synchrone Kommunikation kann ein direktes Gespräch, ein Telefonanruf oder eine Videokonferenz sein. Beispiele für asynchrone Kommunikation sind E-Mail, SMS, Postbrief und Fax.
-
Was ist ein Nachteil von Messenger-Apps und wie kann er vermieden werden?
Nach der Installation auf dem Smartphone erhalten Sie möglicherweise viele Benachrichtigungen — eine für jede neue Nachricht. Dies lässt sich durch die richtige Konfiguration vermeiden. Ein weiterer Nachteil ist, dass viele Messenger-Apps von proprietären Anbietern betrieben werden.
-
Nennen Sie zwei Funktionen eines Wiki.
Gemeinschaftliche Bearbeitung und Übersetzung von Artikeln.
-
Was ist der Unterschied zwischen einem Bug Tracker und einem Helpdesk-System?
Ein Bug Tracker ist ein spezielles Software Tool, um Fehler zu melden oder neue Funktionen in einer Software zu beantragen. Ein Helpdesk-System konzentriert sich auf die Unterstützung von Anfragen und die Verwaltung aller Arten von Problemen und Anfragen, beispielsweise auf der Website.
-
Was ist der Unterschied zwischen einem Content Management System und einem Document Management System?
Ein CMS dient der meist öffentlichen Präsentation von Inhalten in einer vorgegebenen Form — meist einer Website. Ein DMS wird eingesetzt, um vorhandene Dokumente (meist intern) abzulegen.
-
Welchen Vorteil haben stand-alone oder föderale Systeme gegenüber zentralisierten Systemen?
Ein zentralisiertes System steht unter der Kontrolle eines externen Anbieters. Alle Inhalte werden auf den Servern dieses Anbieters gespeichert und unterliegen dessen Geschäftsbedingungen.
Antworten zu den offenen Übungen
-
Was ist einer der Hauptunterschiede zwischen einem lokalen Sportverein und einem internationalen Open-Source-Projekt?
Open-Source-Projekte sind nicht an eine bestimmte Sprache oder einen bestimmten Ort gebunden. Die Mitwirkenden können in verschiedenen Ländern und Kontinenten zuhause sein, unterschiedliche Sprachen sprechen und in verschiedenen Zeitzonen leben. Die meisten Aktivitäten im Rahmen eines Open-Source-Projekts finden virtuell statt, nicht persönlich.
-
Warum kann die Mitarbeit an einem Open-Source-Projekt besonders lohnend sein?
Viele Open-Source-Projekte sind sehr groß und haben eine diverse Mitgliederstruktur. Durch die Zusammenarbeit können Sie vieles lernen, neue Dinge entdecken und Ihren Horizont erweitern.
-
Welche Software setzt das Ubuntu-Projekt für das Bug Tracking ein?
Launchpad
-
Wie lautet der Name der Website für die Linux-Kernel-Mailinglisten?
https://lkml.org/